
In der Arbeit mit meinen Klienten kommt es an irgendeinem Punkt immer wieder zu einem Bewusstseinsstau.
Wiederkehrende zermürbende Fragen, Verzweiflung und Ängste behindern die Freude und Lust an der eigenen Entwicklung. Es entsteht eine lustlose Kruste aus Hoffnungslosigkeit und Resignation, getragen von dem Gefühl, nie glücklich und gesund zu werden.
Wenn das geschieht, entsteht in mir immer wieder dasselbe Bild.
Ein winziges zartes Frühlingsblümchen arbeitet sich mit aller Kraft verzweifelt durch harte knochige Wintererde. Es ist kaum vorstellbar, wie das kleine, weiche, biegsame Etwas durch die massive Dichte durchkommen soll.
Über dieses Wunder kann ich als Mensch nur staunen.
Für das Frühlingsblümchen gibt es keinen anderen Weg.
Es muss durch die Erde durchbrechen.
Seine Existenz strebt nach Licht und Wachstum.
Es weiß was es erwartet, wenn es sich durch die harte Erdoberfläche durchgekämpft hat. Es lässt sich durch den Widerstand der Erde nicht aufhalten.
Ganz im Gegenteil. Das Blümchen erkennt dass der Widerstand zu seinem Leben dazu gehört. Der Widerstand gibt seinem Streben einen Sinn.
Wenn du wachsen und dich entwickeln willst, wirst du dir zuerst bewusst und klar machen wohin es gehen soll. Für das Blümchen war es das Licht und die Oberfläche.
Die Beständigkeit und Ausdauer seines Strebens hat etwas wunderbar Kompromissloses. Seine volle Absicht, sein ganzes Wollen und Sein richtet sich auf das Ziel nach oben zu kommen.
Widerstände wollen nicht ignoriert oder wegüberlegt werden.
Widerstände sind, wie die Wintererde, ein natürlicher Zustand.
Wenn du beginnst, sie in deiner einzigartigen Entwicklung liebevoll willkommen zu heißen, werden sie ein Teil von dir, statt eine Mauer vor dir.
Widerstände vertiefen deine Absicht.
Wecken deine Liebe und Hingabe. Und schmecken nach Hoffnung.
Geliebte, verinnerlichte Widerstände werden dich tragen, stabilisieren und nähren.
Verliebe dich in deinen Widerstand.
Beginne jetzt.
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Marie (Dienstag, 10 Februar 2015 18:53)
Hallo,
mich in meinen inneren Widerstand verlieben - oh oh... ;-)
Aber vielleicht habe ich das sogar schon gemacht - indem ich meinem Widerstand ein Gesicht und einen Namen gegeben habe (Schwellentroll ;-)).
Trotzdem fällt das mit der Liebe oft schwer. Ich versuche es mal mit Akzeptieren, dann sehe ich weiter. ;-)
Liebe wird dann die ganz Hohe Schule.
Liebe Grüße,
Marie
kerstinlijanakircher (Donnerstag, 12 Februar 2015 13:57)
Hey Marie, ich steh total auf deinen Widerstands-Schwellentroll :) Grossartige Idee, ihm einen Namen zu geben. Jetzt bin ich natürlich neugierig wie er aussieht.
Weisst du was? Mehr brauchst du gar nicht "tun". Troll wahrnehmen, einatmen, vielleicht kurz streicheln oder mit Keksen füttern, nochmal wahrnehmen, ausatmen.
Da geschieht so viel Liebe. Möglicherweise pusht diese Liebe dich nicht. Ist nicht harmonisch. Nicht romantisch. Nicht aufregend. Nicht laut.
Nochmal wahrnehmen, nochmal atmen. Der Rest geschieht von ganz allein. Du bist schon voll drin in der Hohen Schule der Liebe :)
Alles Liebe für dich!